Im weißen Wunderland der Chemie – Chemie-Leistungskurs besucht die TU Clausthal

Mit 13 Schülern und unseren begleitenden Lehrerinnen Frau Heydari und Frau Mählck trafen wir uns am Freitagmittag am Hauptbahnhof, um gemeinsam die Reise nach Clausthal anzutreten. Dort erwartete uns ein Programm für Chemieschüler der Oberstufe, bei dem sich zum einen die Technische Universität Clausthal vorstellte, und uns zum anderen die verschiedenen Facetten der Chemie mit Unterstützung von Workshops nahegebracht werden sollten. Trotz des Sturmes, der am Vortag gewütet hatte, kamen alle, die sich freiwillig dafür eingetragen hatten, und pünktlich machten wir uns auf den Weg. Aber natürlich wurden auch wir von den Folgeschäden des Unwetters nicht verschont, und so mussten wir den einen oder anderen außerplanmäßigen Umweg machen.

Nach einer ermüdenden Fahrt kamen wir mit etwas Verspätung (dafür aber allesamt heil und gesund) im Harz an. Die Müdigkeit war schnell vergessen, denn um uns herum türmten sich Schneemassen und alles, was das Auge traf, war von einem weißen Mantel umhüllt. Es dauerte nicht lange und die erste Schneeballschlacht brach aus, auf die noch viele folgen sollten. Freundlich wurden wir von Herrn Brinkmann empfangen und uns wurde nach einem angemessenen Abendessen die Möglichkeit eingeräumt, noch am selben Abend auf die Feier einer Studentenverbindung mitzukommen, um ein paar Eindrücke vom Studentenleben zu erhaschen.

Diejenigen, die sich dafür entschieden, konnten zuvor sogar noch die Wohnung eines Studenten besuchen, welcher uns kurz darauf auch schon zum Haus seiner Verbindung brachte. Diese stellte sich dann jedoch etwas anders heraus, als wir es von den vielen amerikanischen Filmen gewohnt waren. Auf dem Programm der Feier standen die Live Übertragung des Bundesligaauftaktspieles sowie diverse Spielen. Natürlich hatten wir auch genügend Möglichkeiten, um uns mit den Studenten vor Ort auszutauschen. Doch irgendwann mussten auch wir in die Unterkunft einziehen, um schweren Herzens festzustellen, dass weder Internet noch Mobilfunknetz verfügbar waren. Abgesehen von diesem kleinen Makel war die Mühle (so nannte man die Herberge) aber sehr nett und idyllisch eingerichtet und bot genügend Platz für uns alle.


Am nächsten Tag brachen wir dann auch schon wieder recht früh zum Frühstück auf, welches es in der Mensa gab. Gleich im Anschluss teilte man uns in zwei Gruppen ein, und meine Gruppe machte sich auf zur Anorganischen Chemie. Der Weg streckte sich ein wenig und so konnte es nicht vermieden werden, noch vor der Ankunft, den einen oder anderen Schneeball abzubekommen.  Nachdem wir dann unser Ziel erreicht hatten, wurden wir auch schon direkt in den Hörsaal geführt, in dem uns Verschiedenes über Glas, Silicium und Färbung erklärt wurde. Im Anschluss wurde uns ein Experiment vorgestellt, welches wir danach selbst ausführen durften. Hierbei ging es darum, eine Glasmischung durch Erhitzen zum Schmelzen zu bringen, und durch eine minimale Menge an Metallpulver einzufärben. Da die jeweiligen farbigen Produkte charakteristisch für die Metalle sind, ist es (so erläuterte man uns später) hierdurch möglich, die Inhaltsstoffe eines unbekannten Pulvers zu bestimmen. Die Glasperlen, die wir durch unser Experiment erhielten, durften wir sogar behalten. Mit dem neuerworbenen Wissen ging es daraufhin weiter zur Organischen Chemie.

Hier durften wir in Gruppen einzelne kleinere Experimente durchführen. So durften wir eine Mischung herstellen, die bei Berührung explodiert, mit dem Klebstoff von Tesafilm herumspielen, eine Münze zu „Gold“ (eigentlich Messing) verwandeln und Wassereis mit Stickstoff erstarren lassen. Nebenbei wurden uns auch hier viele der chemischen Hintergründe erklärt und auch wenn einiges schon bekannt war, so machte auch dieser Workshop Spaß.

Damit hatten wir den chemischen Teil des ersten Tages in Clausthal auch schon hinter uns und wurden nach dem Abendessen auf eine Fachschaftsparty mitgenommen, die die Studenten für uns organisiert und vorbereitet hatten. Ein Quiz regte dazu an ein wenig mit anderen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen und obwohl vorerst Zweifel bestanden, entpuppte sich der Abend als unterhaltsam und amüsant.

Der nächste Tag begann wieder zeitig. Nach einem leckeren Frühstück wurden wir erneut in zwei Gruppen eingeteilt, von denen meine zunächst der Physikalischen Chemie zugeteilt wurde. Hier brachte man uns zum einen die Scherung mit einem kleinen Versuch nahe. Zum anderen erklärte man uns hier etwas über die Nanowelten, welche uns viele Möglichkeiten eröffnen, und wie wir sie uns heute zu Nutze machen. Dabei durften wir auch selber Hand anlegen. Die Abläufe wurden sehr detailliert und verständlich beschrieben, sodass auch in der Physik weniger Bewanderte mitkamen.

Gleich danach hieß es „Auf in die Technische Chemie“, wo vorwiegend die bestmögliche Produktion von gewünschten Produkten erarbeitet wird. Hier konnten wir uns frei entscheiden, welches Experiment wir ausführen wollen. Zunächst probierten wir ein wenig mit Superabsorber herum und fanden heraus, dass dieser anfällig für Salze ist. Anschließend haben wir selber Bauschaum herstellen können, auch wurde uns die Funktion einer Brennstoffzelle sowie ihre Anwendung erläutert und demonstriert. Da uns der Großteil der Fakten hier aber schon bekannt war, waren es eher die Experimente, die uns großen Spaß bereitet haben.

Damit waren die Workshops und somit die Einblicke in die Fachgebiete auch schon alle durchlaufen und zum Schluss gab es noch einmal eine Diskussionsrunde, in der die Möglichkeit für Fragen bestand. Nachdem auch diese vorbei war und wir zu Mittag gegessen hatten, hieß es leider schon wieder aufzubrechen und von dem winterlichen Clausthal Abschied zu nehmen. Auf der Fahrt nach Hause erging es uns aber leider, ähnlich wie auf der Hinfahrt, und so kamen wir ein wenig nach der geplanten Zeit an. Trotz derartiger Komplikationen kann von diesem kleinen Wochenendausflug durchaus behauptet werden, dass er uns allen viel Spaß bereitet hat und wir dabei auch noch etwas lernen konnten.

(Leonie Keßler)