Wie greifbar ist die Politik?

Felix Banaszak erzählt…

Am Donnerstag, den 25.11.2021 durften wir, der Pädagogik-Leistungskurs von Frau Weber, Felix Banaszak in unserem Unterricht willkommen heißen. Felix Banaszak ist seit 2018 Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. Mit einem Alter von 32 Jahren ist er dieses Jahr zum Bundestagsabgeordneten gewählt worden. Eine vorangegangene Unterrichtsreihe, in der wir uns unter anderem mit den vier Entwicklungsaufgaben nach Klaus Hurrelmann beschäftigten, stellte den Anlass dar, Felix Banaszak zu uns einzuladen. Anlehnend an die Entwicklungsaufgabe “Partizipieren”, entwickelten wir schließlich Fragen für ein Gespräch mit ihm.

Zu Beginn baten wir Herrn Banaszak, seinen Werdegang als Politiker zu erläutern. Er begann, von seinen ersten Erfahrungen während der Schulzeit auf dem Steinbart-Gymnasium zu erzählen. Damals wurde er zum Stufensprecher gewählt, wodurch er erste Erfahrungen in Sachen Mitbestimmung machen konnte. Schon in jungen Jahren war er daran interessiert, was in der Politik und in der Welt passiert, bis er schließlich, mehr oder weniger durch Zufall, Mitglied bei den Grünen wurde. Sehr schnell legte Felix Banaszak uns nahe, dass auch ein Politiker nicht immer vollkommen zufrieden mit dem ist, was sowohl innerhalb als auch außerhalb der eigenen Partei entschieden wird. Anfangs als Stufensprecher und heute als Politiker setzte er sich immer das Ziel, andere Menschen für seine eigene Position zu begeistern, um gemeinsam etwas verändern zu können. Auch die Wichtigkeit von kleinen Veränderungen, die Schritt für Schritt etwas Großes bewirken können, stellte er dabei heraus. Daran anknüpfend befragten wir ihn zu dem Thema Erfolg und Misserfolg in der Politik.

Felix Banaszak machte deutlich, dass es gerade in der Politik, aber auch in anderen Bereichen, wie im Sport, sehr wichtig ist, mit Niederlagen bzw. Misserfolgen zurechtzukommen. Man könne nicht nur dann ein System gut finden, wenn man selbst gewinnt, sondern man müsse es auch noch gut finden, wenn man selbst verliert, erklärte er. Des Weiteren gingen wir darauf ein, ob Freundschaften zwischen Politikern möglich sind oder nicht. Herr Banaszak sagte, dass es aus zwei Gründen häufig einfacher sei, Freundschaften außerhalb der eigenen Partei zu knüpfen. Zum einen gelinge das Abschalten bezogen auf den Arbeitsalltag besser und zum anderen werde so ein vielleicht ungewollter Konkurrenzkampf vermieden. Er schilderte, dass jeder in der Partei bestimmte Ziele verfolge, welche sich teilweise mit den Zielen anderer überschneiden oder sogar decken. Aus diesem Grund stellten die eigenen Parteimitglieder oft eine größere Gefahr für die eigenen Aufstiegschancen dar als Mitglieder anderer Parteien.

Schließlich fragten wir ihn, ob der Wille nach politischer Teilhabe in seiner Jugend noch stärker vorhanden war als heute und ob von einer Politikverdrossenheit der heutigen Jugend die Rede sein könne. Felix Banaszak verneinte dies und ging auf die im Jahr 2018 gegründete Jugendbewegung “Fridays for Future” ein. Er machte deutlich, dass Jugendliche noch nie zuvor einen derart großen Einfluss auf die Klimaschutzpolitik hatten und durch ihre Demonstrationen einen wichtigen Beitrag in Bezug auf die Klimaschutzverordnungen leisten konnten. Jedoch sprach Herr Banaszak das Problem an, dass viele junge Leute keine Vorstellung davon haben, wie sie ihre eigenen Ideen und Wünsche in die Politik einbringen können. Deshalb ist es für ihn wichtig, dass das Wahlalter in Zukunft auf 16 Jahre gesenkt wird. 

Das Gespräch mit Felix Banaszak war eine neue, interessante und lehrreiche Erfahrung für uns. Wir wissen jetzt, dass wir es uns häufig schwieriger machen, bestimmte Ziele im Leben zu erreichen, indem wir glauben, wir müssten es alleine schaffen. Außerdem wissen wir jetzt, wie wichtig es ist, Erfolge und Misserfolge gleichermaßen zu akzeptieren, damit das Gesamtsystem, welches sich dahinter verbirgt, auf Dauer funktionieren kann. Schließlich wurde uns nahegelegt, dass die Teilhabe in der Politik viel näher und greifbarer ist, als wir gedacht haben.

Maria Steiger, Jg. 12